PAN-Stipendium: Interview mit Kristin Weber

Liebe Kristin, hattest du in den letzten Monaten ausreichend Zeit für dein Projekt?

Schreibzeit hätte ich immer gerne mehr, aber fünf Monate sind eine Zeitspanne, in der man gut etwas schaffen kann – selbst dann, wenn man „nebenbei“ noch einen Beruf nachgeht.

Was hat dir daran am meisten Freude gemacht?

Nachdem der Text etwas „gelegen“ hatte, konnte ich ihn mit einem frischen Blick sehen. So konnte ich endlich das tun, wozu ich vorher nicht in der Lage war – streichen. Ich bin intensiv in die detaillierte Überarbeitung gegangen. Es hat dem Text gutgetan, ihn noch mehr zu verdichten. Ich bin wohl selbst mein schärfster Kritiker, aber jetzt bin ich wirklich zufrieden mit dem Ergebnis.

Hast du das Angebot der Phantastischen Bibliothek Wetzlar genutzt, dort für eine Zeit in Schreibklausur zu gehen? Wenn ja, wie hat es dir gefallen?

Unbedingt! Es war richtig toll in der Bibliothek, die Mitarbeiterinnen haben dafür gesorgt, dass wir uns zu Hause fühlen können. Dafür möchte ich ihnen auch nochmal ganz herzlich danken! Es war total inspirierend, zwischen all den bekannten Titeln, die einem aus den Regalen heraus über die Schulter schauen, zu arbeiten – aber auch ein wenig einschüchternd. Ich konnte dort tatsächlich alles Äußere ausblenden und konzentriert von morgens bis abends am Stück arbeiten. Es war super und hat mich sehr viel weitergebracht.

Was hat dir das Stipendium in Bezug auf dieses Projekt ermöglicht?

Das Stipendium hat den finanziellen Druck rausgenommen, das ist schon extrem hilfreich. Ich bin ja Freiberuflerin, und so konnte ich es mir „leisten“, Aufträge auch mal abzulehnen, und stattdessen an dem Projekt zu arbeiten. Außerdem motiviert es einen einfach, ausgewählt worden zu sein. Allein das hat mir einen enormen Push gegeben. Im letzten Jahr ist viel passiert, das mich bestärkt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Wie war der Kontakt mit deiner Projektbegleitung?

Das war von Anfang an super! Sylvia Rieß hat mir genau die Begleitung gegeben, die ich brauchte. Das Manuskript ist ja schon der Überarbeitungsphase, deshalb bedeutete das vor allem: Feedback. Sie konnte mir an den richtigen Stellen Input gegeben. Manchmal braucht es gar nicht viel, nur einen gedanklichen Anstoß, der dann die Veränderungen in Gang setzt. Aber es muss eben der richtige sein. Dafür hat sie einen messerscharfen Blick. Sie hat mir auch an einer Stelle, an der ich selbst total unsicher war, die Bestätigung gegeben, dass es tatsächlich so funktioniert. Das war auch enorm wichtig für mich, um weiter zu kommen.

Wo standest du, als du das Projekt für das Stipendium eingereicht hast und wo bist du jetzt damit?

Von 800 Seiten konnte ich in der Zeit 650 konzentriert im Feinschliff überarbeiten. Mit den Kürzungen bin ich jetzt runter auf 740 Seiten. In den nächsten Wochen mache ich das Manuskript aber noch fertig. Zum krönenden Abschluss kommt dann noch ein neues Exposee, und dann kann ich es endlich mit dem guten Gefühl, dass ich jetzt nicht mehr tun kann, an die erste Agentur abschicken.

Und zu guter Letzt ist hier Platz für alles, was du selbst noch von deinem Projekt erzählen möchtest. Also einfach frei von der Leber weg.

Mein Ziel bei diesem Projekt war es, alles, was ich in den vergangenen Jahren über Plot und Struktur gelernt habe – im Grunde alle Techniken, Tricks und Kniffe – hier zusammenzuführen und nach den besten Möglichkeiten einzusetzen. Ich wollte schauen, ob ich bereit bin, um so eine große Geschichte zu erzählen. Und ich wollte bewusst daran arbeiten, die Stimmen der Figuren stärker voneinander absetzen. Bei meinem Antagonisten hat es mir richtig viel Spaß gemacht, eine Stimme zu entwickeln, die mir selbst überhaupt nicht entspricht. Für mich fühlt sich das Projekt ein bisschen so an, wie meine Diplomarbeit als Autorin. Die Bewertung müssen andere übernehmen …