TOR und PAN – eine phantastische Zusammenarbeit

Seit April präsentiert TOR Online die Kurzgeschichte des Monats, um die Arbeitenden der enthusiastischen Phantastik-Szene einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei gibt es zwei verschiedene Formate: bereits in Anthologien veröffentlichte Kurzgeschichten, aus denen ausgewählt wird, sowie Ausschreibungen, in denen unveröffentlichte Geschichten gekürt werden. Zu diesem Zweck kooperieren die Kollegen von TOR mit PAN, um eine freie und unabhängige Jury zu gewährleisten.

Von Isa Theobald
In zehn Monaten werden Geschichten von einer Jury aus bereits publizierten Anthologien ausgewählt. Die fünf Jury-Mitglieder sind PAN-Mitglieder, die eine besondere Affinität zur Kurzgeschichte gezeigt haben, sei es als Autor oder Autorin oder als Herausgeber oder Herausgeberin. Die Jury setzt sich zusammen aus:

  • Stefan Cernohuby, der für Ordnung in der Online-Kommunikation der Jury sorgt und ab und an die verlorenen Schäfchen – also die Kollegen, die in der Schlacht gegen das Deadline-Monster zu unterliegen drohen – zurück zur Herde ruft. Stefan hat gerade mit „Die Hilfskräfte“ gemeinsam mit TS Orgel eine Anthologie herausgebracht, die dem geneigten Leser die wahren Helden des Dungeons näherbringt.
  • Markus Heitkamp, der mit liebenswerter Grummeligkeit Diskussionen nicht nur anstößt, sondern auch knackig auf einen Nenner bringt. Er ist Mit-Herausgeber der „Phantastischen Sportler“.
  • Alessandra Reß, deren scharfem Blick keine Ungenauigkeit entgeht und die trotzdem – oder gerade deshalb – die nötigen Lacher in die Diskussionen bringt. Alessandras aktuellste Veröffentlichung ist keine Anthologie, sondern „D9E – Der Loganische Krieg 2: Die Netze von Nomoto“, Teil einer SF-Reihe.
  • Fabienne Siegmund, Chefin vom Dienst, Schnittstelle zwischen Jury, TOR und PAN, Bezwingerin der E-Mail-Fluten und motivierender guter Geist der Aktion. Sie ist eine der vier EntdeckerInnen der Herbstlande, in deren bezauberndem Universum dieses Jahr noch eine weitere Anthologie erscheinen wird.
  • Isa Theobald, Autorin ebenjenes gerade gelesen werdenden Artikels. Sie hat, nachdem sie letztes Jahr ihre erste Anthologie als Herausgeberin veröffentlichte und anschließend als Lektorin einer weiteren Anthologie an der Zähmung widerspenstiger Autoren nahezu verzweifeln wollte, aktuell eine Sammlung ihrer eigenen Kurzgeschichten unter dem Namen „19 – Geschichten aus dem Dazwischen“ veröffentlicht.

Diese fünf wackeren Streiter für die Sache der deutschen Kurzgeschichte suchen gemeinsam nach den Perlen, die TOR dann veröffentlicht. Jury-Mitglieder können Favoriten nominieren, die in deutscher Sprache verfasst und der Phantastik zugeordnet und innerhalb der letzten fünf Jahre in einer Anthologie erschienen sein müssen. Aus den Vorschlägen wird per Online-Diskussion die Geschichte des Monats ausgesucht. Dabei achtet die Jury darauf, dass die Geschichten sowohl handwerklich als auch inhaltlich herausragen und in ihrer Gesamtheit ein möglichst breites Spektrum der Phantastik abdecken.

Begonnen wurde im April mit „Weißt du, wie das Meer in Portland riecht“ von Christoph Marzi, einer poetischen Erzählung über die Liebe einer Katze. Im Mai schaffte es Diana Menschig mit „Kira“ aufs Treppchen, einer Geschichte, in der sie ebenso tief wie unaufgeregt in die Problematik moralischer Entscheidungen künstlicher Intelligenzen eindringt.

Zwei der Geschichten aus den ersten zwölf Monaten des Projekts sollten die Sieger einer Ausschreibung sein. Wer eine Geschichte einreichen möchte, ist dabei ganz frei – sie muss sich nur um das jeweilige Monatsthema beziehen.

Die Themen der beiden Ausschreibungen werden von der Jury ausdiskutiert. Sobald sich auf ein Thema geeinigt werden konnte und die Parameter festgelegt wurden, wird gemeinsam ein Ausschreibungstext erstellt.
Für die erste Ausschreibung mussten aus den 53 Eingängen vier wegen Formfehlern ausgeschlossen werden. Die übrigen 49 Beiträge wurden von der Jury eingehend geprüft und anhand der Kriterien Originalität und Ausführung nach Punkten bewertet. Gewonnen hat die erste Runde Oliver Borchers mit seinen „Herzen aus Blech“.
Die zweite Ausschreibung für dieses Jahr – „Phantastik unter Wasser – Geheimnisvolle Welten“ findet man auf Tor-Online. Die Einreichungen können bis zum 30.09.2018 an kg@phantastik-autoren.net geschickt werden.

Die phantastische Kurzgeschichte hat in der deutschen Verlagslandschaft einen schweren Stand. Die „Großen“ überlassen das Feld der Anthologien meist den „Kleinen“, die oft mit viel Liebe und Leidenschaft wunderschöne Bücher zusammenstellen. Leider sind Anthologien fast nie finanziell lohnend. Über die Gründe dafür wird viel gefachsimpelt, denn am Lesermangel für Kurzgeschichten scheint es nicht zu liegen.

PAN hofft, dass dieses Projekt der phantastischen Kurzgeschichte einen Bruchteil der Aufmerksamkeit einbringt, die ihr in der englischsprachigen Community gewidmet wird. Denn dort besitzen Kurzgeschichten einen vielbejubelten Stellenwert in der phantastischen Literatur.

Also: haltet eure Autorinnen und Autoren artgerecht, lest mehr Kurzgeschichten!

***

Die Sammlung der Links zu den monatlichen Geschichten gibt es ab sofort auch hier. (KOMMENTAR: Zum Archiv linken)